Georg Altziebler: „Ich würde mich am liebsten jedes Jahr neu erfinden“

Georg Altziebler über das im Sommer 2014 veröffentlichte Album „Live Tape“ als Momentaufnahme einer Band: Der Mastermind von Son of the Velvet Rat und seine Mitstreiter ließen es im Porgy & Bess unvermutet krachen. Das Interview fand am 1. Mai 2014 in Graz statt. 

Du hast Dich lange gegen ein Live-Album gesträubt. Was hat Dich nun bewogen, „Live Tape“ herauszubringen?

Der Grund für ein neues Album ist, dass man neue Songs hat, die man gerne teilen möchte. Für ein Live-Album hingegen fehlt dieser Druck. Man will bloß einen Moment festhalten, im Idealfall einen besonderen Moment. Ich war im September 2013 mit der Band auf Tournee durch Österreich und habe die Konzerte im Porgy & Bess in Wien und tags darauf im Grazer PPC mitschneiden lassen. Auf „Live Tape“ ist das Konzert im Porgy & Bess zu hören. Den Ausschlag gab der Sound, der eindeutig besser war.

Auch wenn Du keine neuen Nummern spielst, so versuchst Du zumindest immer wieder neue Interpretationen. Im Porgy & Bess hast Du knochentrockene Versionen von Songs der letzten drei Alben vorgestellt.

Das ist auch das Spannende: Dass man die Nummern jedes Mal, wenn man auf der Bühne steht, neu erfinden und mit neuen Bedeutungen versehen kann. Es ist manchmal nur eine Frage der anderen Betonung von Silben – und schon ändert sich die Energie.

2010 erschien als Bootleg die Live-CD „SotVR@Hotel Cafe“. Du spielst zusammen mit Deiner Lebenspartnerin Heike Binder an den Keyboards und mit der Cellistin Helen Belangie; das Konzert ist sehr schwermütig. Ist „Live Tape“ das Gegenstück dazu?

Das war damals kein Mehrspur-Mitschnitt, eine reguläre Veröffentlichung wäre für mich nicht in Frage gekommen. Ja, man könnte „Live Tape“ als Gegenstück bezeichnen. Ich hatte eben die Band, daher stand der Ensemble-Sound im Vordergrund. Kammermusik versus Garage-Rock  sozusagen.

Es gibt auf „Live Tape“ nur einen einzigen ruhigen Song: Du spielst ohne Begleitung „Firedancer“. Er wirkt fast wie ein Fremdkörper.

„Firedancer“ war eigentlich die erste Zugabe. Aber mir gefiel es besser, wenn der Song mittendrin ist. Wir spielten etwa 20 Nummern, für das Album habe ich die für mich besten zehn ausgewählt. Daher musste ich mir eine neue Abfolge überlegen. Denn ich hab’ es zum Beispiel nicht gern, wenn zwei Nummern in A-Dur hintereinander folgen. Es ging mir darum, die Songs in einen stimmigen Bogen zu bringen. Das Album ist wie ein Mini-Konzert aufgebaut – und hört mit der letzten Zugabe auf, mit „All of My Senses“ von Grant Hart, einem Song von seiner ersten Solo-Platte aus 1990. Er hat den Leuten offenbar gefallen. Hört sich zumindest so an.

Hast Du im Studio nachbessern müssen?

Nein. Fehler stören mich nicht, wenn die Energie stimmt. Es gibt aber zwei Overdubs. Albrecht Klinger spielte bei „Same Monkey“ und „I am a Jet Pilot“ Gitarre, mit einem Fuß-Keyboard legte er eine Bassfläc

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