Eislaufverein: Zu schön, um wahr zu sein

Eine winterliche Idylle fern jeder Realität: Das Rendering des Projekts von Isay Weinfeld für das Areal zwischen dem Hotel Intercontinental und dem Konzerthaus

Wien – Ende Februar 2014 präsentierte die Wertinvest das Siegerprojekt für das Areal des Eislaufvereins samt Hotel Intercontinental. Die Pläne stammen vom brasilianischen Architekten Isay Weinfeld, der zumindest mir zuvor völlig unbekannt war. Weinfeld schlägt unter anderem einen 73 Meter hohen Appartement-Turm vor.

Die Aussicht in den oberen Stockwerken muss grandios sein. Denn abgesehen vom Interconti gibt es in der näheren Umgebung kein hohes Gebäude. Die Superreichen werden beim Kauf der Appartements die Qual der Wahl haben: ob sie lieber in Richtung Schloss Belvedere oder Steffl schauen wollen. Vielleicht kaufen sie ja auch gleich ein ganzes Stockwerk. Christian Kühn wählte für seinen sehr erhellenden Beitrag, erschienen am 24. Mai 2013 in der “Presse”, den treffenden Titel “Operation Goldesel”.

Die Wertinvest hingegen ist natürlich bemüht, “das besondere Projekt” in strahlendem Licht erscheinen zu lassen: Das Unternehmen von Investor Michael Tojner unterstützt zum Beispiel eine Selbstdarstellung des Architekten Isay Weinfeld im Architekturzentrum Wien, die heute, am 17. Dezember, eröffnet wird.

Zudem veröffentlichte Wertinvest ein Rendering, das aufgrund seiner winterlichen Idylle regelrecht verzaubert. Dieses Bild verdient, da in einer Woche der Winter anbricht, eine nähere Betrachtung. Denn es schneit, wie man sehen kann, dicke Flocken – wie so häufig in Wien seit dem Klimawandel.

Am linken Rand sehen wir eine junge, blonde, schlanke Frau. Sie trägt eine Pelzjacke, einen schwarzen Minirock und Overknee-Stiefel. Und sie hat, was heiß begehrt sein soll, eine Oberschenkellücke (“Thigh Gap”). Also richtig sexy, dieses Mannequin.

Am rechten Rand entdecken wir zudem eine Kutsche auf Kufen. Ich wusste bisher nicht, dass die Route der Fiaker über die abgebildete Lothringerstraße führt. Und ich zermartere mir den Schädel: Wann sah ich zuletzt einen Pferdeschlitten? Ich glaube: in Werfenweng. Aber in Wien? Nein, nie.

Und noch etwas verwundert: Es fehlen die Autos. Nur wenn man ganz, ganz genau schaut, entdeckt man eines bei der Zufahrt zum Hotel Intercontinental. Das alles ist zu schön, um wahr zu sein. So bleibt nur die Hoffnung, dass nicht zu viele Menschen, die in das Genehmigungsverfahren eingebunden sind, auf die Idylle hereinfallen.

Copyright Text: Thomas Trenkler 2014
Copyright Rendering: Wertinvest

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