Literaturmuseum: Programm redimensioniert

Kein zusätzliches Geld für den Betrieb des Literaturmuseums, das im Frühjahr 2015 eröffnet werden soll: Die Österreichische Nationalbibliothek muss das Programm radikal zurückfahren. –

Wien – Das Desaster, das Claudia Schmied hinterließ, wird erst jetzt, ein Jahr nach deren Ausscheiden aus der Politik, in der gesamten Tragweite offensichtlich: Die ehemalige Kulturministerin (SPÖ) gab im musealen Bereich gleich mehrfach ihr Okay zu Ausbauprojekten – ohne die Folgen mitzubedenken.

Erst vor wenigen Wochen musste Josef Ostermayer, Schmieds Nachfolger, das Projekt “Weltmuseum” im Corps de Logis der Neuen Hofburg stoppen, weil er kein Geld für die zu erwartenden Betriebskosten hat beziehungsweise haben wird.

Ähnlich fahrlässig ging Schmied beim neugegründeten 21er-Haus vor. Die Betriebskosten für den sanierten und ausgebauten Schwanzer-Pavillon im Schweizergarten liegen bei vier Millionen Euro, doch vom Kulturministerium erhält das Belvedere nur deren zwei. „Das Belvedere subventioniert das 21er-Haus“, stellte Direktorin Agnes Husslein bei ihrer Jahrespressekonferenz am 11. Dezember fest.

Nun wurde noch ein weiterer Fall bekannt: Schmied hatte zugesichert, dass der Steuerzahler die Einrichtungskosten für das Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek in der Höhe von 2,6 Millionen Euro trägt. Dieses Museum wird sich auf drei Ebenen des ehemaligen Hofkammerarchivs in der Johannesgasse erstrecken und 730 Quadratmeter Ausstellungsfläche haben. Die Eröffnung soll im Frühjahr 2015 stattfinden. Das genaue Datum will ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger bei ihrer Jahrespressekonferenz am 15. Dezember bekanntgeben.

Dass die Betriebskosten pro Jahr etwa 850.000 Euro pro Jahr ausmachen werden, wurde im Ministerium geflissentlich überhört. Ostermayer sieht sich nun nicht in der Lage, der ÖNB diese Kosten zu ersetzen. Wieder gilt der Satz, den er im Interview mit „dem Trenkler“ sagte: „Ich kann nicht mehr vergeben, als wir haben.“

Das Programm musste daher radikal zurückgefahren werden: Statt zwei Wechselausstellungen pro Jahr wird es nur eine geben, für das Eröffnungsjahr 2015 ist angeblich überhaupt keine vorgesehen. Redimensioniert werden musste auch die Zahl der Veranstaltungen.

Copyright: Thomas Trenkler 2014

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